Grab Harry Am 30.11.2006 ist Harald Evers überraschend im Alter von nur 49 Jahren an einem Herzinfarkt verstorben.

Mit ihm ist einer der besten deutschsprachigen Fantasy-Autoren von uns gegangen. Die Lücke, die er hinterlässt, wird nie ausgefüllt werden können.



Unser Beileid und Gedenken gilt seinem Sohn Eric und seiner Lebensgefährtin Beatrice.



In seinen Büchern wird Harald Evers weiterleben und unvergessen bleiben.





Mehr Informationen und Möglichkeit zur Kondolenz im Höhlenwelt-Forum.





Todesanzeige aus der Passauer Neuen Presse, Dezember 2006


Der phantastische Autorenbrief, Ausgabe 424, Dezember 2006

Quelle: Bücherbrief


Nachruf auf Harald Evers

Harald Evers (1957 - 2006) war ein bekannter deutscher Computerspiel- und Romanautor. Schon im Alter von 15 traktierte er die Reiseschreibmaschine seines Vaters, um voluminöse - zumeist phantastische - Romanwerke darauf zu verfassen.
Zunächst machte er sich jedoch als Computergame-Designer und dort vor allem im Genre der Textadventures einen Namen. Zusammen mit dem Label Software 2000 veröffentlichte er drei Klassiker: Hexuma, Das Stundenglas und Die Kathedrale. Letzteres führte dann endlich zu seiner ersten Romanveröffentlichung: "Die Kathedrale" erschien im Jahr 1993 und blieb weitgehend unbeachtet. Ebenfalls für das Unternehmen Software 2000 entwickelte er das Computer-Adventure "Die Höhlenwelt" sowie "Archibald Applebrooks Abenteuer", wobei die Höhlenwelt in der deutschen Gameszene einen Achtungserfolg erzielte. Ein kurzer Ausflug zur oP group germany, für die er am ersten 3D-Adventure "Queste" als Leveldesigner mitarbeitete brachte ihn dann aber wieder zurück + in seine Heimat nach Südbayern.

Durch die Krise im Adventure Genre fand er dann zu seiner eigentlichen Berufung, dem Schreiben, zurück. Basierend auf dem bereits bestehenden Computerspiel setzte er die Idee der Höhlenwelt in eine gewaltige Saga um, welche bis heute acht Bände umfasst. Mit der "Höhlenwelt Saga" gelang Harald Evers das Kunststück, zwei Genres miteinander zu verbinden, nämlich der Fantasy und der Science Fiction, und das, ohne seinen mittlerweile beachtlichen Fankreis zu verärgern. Solches ist bislang nur dem Autor Stephen King gelungen.

Ein Grund für seinen Erfolg als Schriftsteller dürfte der zutiefst menschliche Aspekt seiner Geschichten und Figuren sein. Mögen seine Abenteuer auch in den phantastischsten Umgebungen spielen - von den Tiefen einer Welt unter der Oberfläche bis zu den Weiten des Alls - so bleiben seine Charaktere stets bodenständig, nachvollziehbar in ihren Wünschen, Bedürfnissen und Ängsten, und dem Leser damit sehr nah. In der Literaturkritik - falls dort das Genre überhaupt Beachtung findet - wurde ihm diese "Direktheit" seiner Figuren manchmal angekreidet, bei den Fans fand es großen Anklang. Auch verzichtete er auf eine allzu starke Fixierung auf die Hauptprotagonistin der Bücher, sondern verteilte die bedeutungsvollen Rollen auf mehr als eine Handvoll Charaktere - womit es ihm gelingt, ein weitgreifendes soziales Netz von Beziehungen der Protagonisten untereinander zu erschaffen. Der Leser gewinnt also nicht nur einen Helden als imaginären Freund, sondern gleich eine ganze Gemeinschaft.

Die eigentliche Vision der Romane - ein Alternativentwurf zu gängigen Weltbildern, wäre erst im dritten Zyklus der Saga zutage getreten, und kann also im vorliegenden Werk nur zwischen den Zeilen gelesen werden.

In seinen Talenten war Harald Evers außerordentlich breitbandig angelegt, man könnte auch sagen "gesegnet". Er war nicht nur ein versierter Autor, sondern zugleich auch Übersetzer, Musiker (er spielte Schlagzeug, komponierte seine eigene Gamemusik am Computer) und Grafiker. Fast alle seine Illustrationen stammen von ihm selbst. Doch vor allem war Harald Evers ein wundervoller Mensch, liebevoller Vater und Freund.

Für Vistano war er ein professioneller und verlässlicher Redakteur, der viele Aspekte der Interessen unserer Klienten- und Leserschaft abdeckte. Seine Recherchen waren stets tiefgründig und weitreichend und vom dem Anspruch beseelt, einem Thema bis ins Detail gerecht zu werden. Als Vistano Berater "Munuel" stand er unserem Klientel zeitweise als Coach zur Verfügung.

Harald Evers starb in den frühen Morgenstunden zum 30. November 2006 an einem Infarkt, völlig überraschend und unvorbereitet - er hinterlässt daher eine große Lücke und eine nunmehr verzweifelte Leserschaft.

Reinhard Rael Wissdorf, Vistano Magazin


Die Guten gehen früh

»Hallo Mick, mir geht es momentan sehr gut. Jede Menge Buchprojekte warten auf mich und ich mache mir gerade einige Gedanken zum Addon der Höhlenwelt-Saga. Es ist schön, so richtig viel zu tun zu haben. Bis bald und viele Grüße, Harry.«
Diese Email erhielt ich von Harald Evers vor ein paar Monaten. Als ich diese Zeilen las, ahnte ich nicht, daß es unser letzter Kontakt sein sollte. Am 30. November 2006 starb er im Alter von 49 Jahren an einem Herzinfarkt.
Als ich vor gut vierzehn Jahren in die Spielebranche kam, war er schon einer der wenigen Entwickler, die hier in Deutschland richtig prominent waren. Seine Adventures Das Stundenglas, Die Kathedrale und Hexuma kannte jeder, und ich war sehr nervös, als ich bei der Vorstellung seines damals neuen Spiels Die Höhlenwelt das erste Mal mit ihm zu tun hatte. Aber wer Harry kennt, weiß, daß meine Nervosität unbegründet war. Denn er erwies sich als ein herzensguter, sehr sympathischer und alles andere als eingebildeter Mensch. Und, was mich am meisten beeindruckte: Er war »echt«. Jemand, der auch meinte, was er sagte. Jemand, der stets mit vollem Herzen bei der Sache war. Und auch jemand, der sich so richtig schön aufregen konnte. Wer miterlebt hat, wie er laut über die Technik schimpfend, ein Modem vor die Zimmerwand knallte, weiß, wovon ich rede.
Als er dann mit seinen acht Höhlenweltromanen richtig Erfolg hatte, blieb er trotzdem der bescheidene, höfliche Mensch, der er war. Der über seine Homepage stets den Kontakt zu seinen Lesern suchte, und von seinen Fans dafür geliebt wurde. Außerdem war er herrlich unkommerziell. Ihn interessierte immer nur sein Projekt, nie, ob sich das auch vermarkten lies. Sein letztes Spieleprojekt war das digitale Sammelkartenspiel Trivocum (später als Die Höhlenwelt-Saga bei Bhv erschienen.), das dieses Jahr noch ein Addon erhalten sollte.
Ich habe ihn auch als Ratgeber in schriftstellerischen Fragen sehr geschätzt. Er war sich nie zu schade, mir kleinem Hobby-Bastei-Western-Autor mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Mit Harald Evers geht einer der Guten viel zu früh. Die Welt ist böse!

P.S. Ich habe bewusst keine Vita mit Namen und Daten runtergerattert. Wer daran interessiert ist, findet die bei Wikipedia oder auf seiner eigenen Homapage.

von Mick Schnelle, Redakteur der Gamestar (Mick Schnelles Blog)


Der Tod und das Internet

Vor einiger Zeit habe ich erfahren das Harald Evers, Autor der "Höhlenwelt Saga" verstorben ist.

Ganz plötzlich mit 49 Jahren an Herzinfarkt. Mich hat dies tief berührt und verletzt. Es ist sehr betrüblich wenn man merkt wie viel der Herr noch vor hatte. Wie er für sein Leben gekämpft hat. Wie er etwas machen wollte, wie er eine phantastische Welt erschuf, und sie mit anderen teilte. Als Leseratte schmerzt es mich auch wenn ich daran denke das die Bücher nie zuende geschrieben werden. Jedenfalls nicht von ihm persönlich.

Doch es ist noch etwas anderes was mir nahe gegangen ist. Das Forum. Er hatte ein Forum, in dem er schrieb und agierte. Er teilte den anderen mit was vor sich geht, wie weit er schon einiges erledigt hat, was noch zu tun wäre, wie der Stand der Schreiberei ist.. Es ist sogar ein wenig gruselig zu sehen, das dieser Account nie wieder etwas schreiben wird. Man sieht die letzten Einträge, einige wenige Tage vor dem Herzinfarkt. Ich lese was geschrieben wurde, denke daran wie sehr er sich bemühte, sehe die über tausend andere Beiträge. Ein Teil des Lebens in digitaler Form. Mir sind sehr oft die Tränen gekommen als ich die las. Bitter ist es, sehr bitter.

Eine Kondolenzschreiberin meinte, das sie alle seine Emails in einem besonderen Ordner sicherte. Und es bereut die früheren gelöscht zu haben. Ihr fehlen die vielen Emails die dieser aktive Herr schrieb. Mein Herz bebt wenn ich das mitlese. Mit einem Schlag sind diese Mails wertvoll geworden. Ob wichtig oder nicht, der Inhalt ist etwas was an die Person erinnert die irgenwann als sie noch lebte, mit den Fingerkuppen die Tasten berührte.

Es gab auch schon andere Fälle, in denen Forumsmitglieder verstorben sind. Ein aktives Mitglied in einem Spieleforum vor einigen Jahren. Seltsam, es ist so als würde man lebendige Tagebücher der Menschen lesen. Ein Teil ihrer Zeit in Buchstaben.

Das Internet ist wirklich sehr jung. Es gibt noch keine Toten.. Oder sehr sehr wenige. Was ist in 10 Jahren? Schon jetzt lese ich meine eigenen Postings von vor 3 Jahren durch, und bemerke meine Veränderung oder meine Kontinuität im Wesen. Was ist wenn ich mal Kinder habe? Und diese das lesen können? Ab einem bestimmten Alter sind Tagebücher der Eltern doch interessant. Doch das Internet ändert vieles. Offene Diskussionen, Streitgespräche, Bashorgien, Wutausbrüche, Persönliche Angriffe, Herzschmerz. Alles kann man nachlesen.

Wird es irgendwann "vernetzte digitale Friedhöfe" geben? Mit Verlinkungen zu Foren oder Forenarchiven? Oder zu Blogs und Internetseiten? Was ist das für ein Gefühl wenn man mit 80 Jahren seine ersten Forenbeiträge durchliest welche man mit 17 schrieb? Wenn man alte Photos sieht? Oder bemerkt wie sehr man sich verändert hat oder nicht? Wird es so ähnlich sein wie MySpace? Mit verweisen von der Person zu jener.. Mit überblendeten Todesanzeigen? Wie sieht so ein Netzwerk aus, wenn man noch lebt und sieht das 10 der anderen schon "inaktiv" sind, und nie mehr Aktiv sein werden? Fühlt man den Tod im Netz?

Der Gedanke rührt mich, und macht mir gleichzeitig ein wenig Angst. Er zeigt mir das ich irgendwann ein alter Mann sein werde, der den Tod begrüsst.

Der Tod von Harald Evers ging mir sehr nahe. Ich hab ein bischen gekannt. Wir waren im selben Forum, ich trug ihm einige Ideen vor, auf die ging er zwar nicht ein, aber hörte sich das an. Es ist irgenwie so nahe, als wäre er ein beliebter "Ladenbesitzer" bei dem man oft vorbeischaute und einkaufte. Er teilte seine Gedanken mit mir, seine Phantasien und Träume.

Sein Herz ruht Still,
die Augen schweigen,
das Lachen verflogen,
der Geist frei.

In Erinnerungen,
vergangenem Lachen,
Gegrübel und Gewerkel
glitzert sein Leben.

Die Bücher atmen Seine Träume,
tausende Wörter voll.
Die Melodie der Geschichte
klingt in den Herzen der Leser,
doch traurig vernimmt die Welt
ihr Ende.

Schweigend schauen die Helden
aus seinem Herz entsprungen,
den Tod.
Stumm blicken die Drachen,
um die vergänglichkeit wissend,
wie Harald Evers aus dieser Welt verschwindet.

Tränenden Auges fliegen sie hoch,
eine Ehrenrunde drehend,
Feuer speiend,
für den Herrn, dessen Herz
sie ersann.

Danke für die Bücher,
danke für die Geschichten,
wir sehen uns auf der anderen Seite!

Gedankenrausch, 7. März 2007